Die Theorie der Persönlichkeits-System-Interaktionen
(PSI-Theorie)

Die von Julius Kuhl in 2001 entwickelte PSI-Theorie fasst zentrale Annahmen verschiedener Persönlichkeitstheorien zusammen und integriert psychologische und neurobiologische Forschungsergebnisse. Im Modell der Handlungssteuerung beschreibt die PSI-Theorie vier zentrale Systeme, die für die Handlungssteuerung und somit die individuelle Zielerreichung wesentlich sind.

Unser Gehirn ist sehr komplex und ausgestattet mit einer Vielzahl von unterschiedlichsten Einzelfunktionen, die größtenteils sehr weit über verschiedene Hirnareale verteilt sind. Dennoch gibt es jeweils Netzwerke, die ganz bestimmte Funktionen ausführen. Nachhaltiges Lernen und daraus resultierendes Handeln ist überhaupt nur dann möglich, wenn beide Gehirnhälften reibungslos zusammenarbeiten.

Die linke Gehirnhälfte verarbeitet Informationen vor allem schrittweise, eine nach der anderen. In der linken Gehirnhälfte werden vor allem Zahlen, Zeichen, Buchstaben, Fakten verarbeitet. Die rechte Gehirnhälfte dagegen kann viele verschiedene Informationen gleichzeitig und dadurch sehr schnell verarbeiten. Sie ist darauf spezialisiert, umfangreiche und komplexe Informationen, z.B. Bilder, Musik oder Erlebnisse aus der Umwelt, gleichzeitig zu verarbeiten. Schauen Sie sich hierzu bitte auch unseren Erklärfilm an.


Die einzelnen Systeme im Detail

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HANDLUNGSPLANUNG
bewusstes Denken, Planen, Analysieren und Entwickeln von Handlungsschritten, Kontrolle über Absichtsgedächtnis (IG)
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ZIELBILDUNG MIT ERGEBNISVERWERTUNG
kreative Problemlösung, Ideenfindung, Verarbeitung des Ergebnisfeedbacks, Steuern, Koordinieren und Handeln aus dem Überblick (EG)
ERGEBNISKONTROLLE
detailorientiertes Wahrnehmen, Analysieren und Zuordnen des Handlungsergebnisses, Misserfolgsanalyse (OES)
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AUSFÜHRUNG
Handlungsausführung, intuitive Programme, Routinen, spontane Umsetzung (IVS)
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Wie nutzen wir dieses Wissen für COLOUREM®?

Bei COLOUREM® wird mit Hilfe von vier farblichen Bodenankern die unterschiedliche Funktionsweise der einzelnen Systeme sowie deren Interaktion, räumlich-konkret erklärt, motorisch und emotional erlebt und bewusst gemacht. Eines unserer zentralen Themen ist Selbststeuerung durch emotionale Regulation: Für die Selbststeuerung entscheidend sind vor allem die Interaktionen zwischen dem „Selbst“ (Geschäftsführer), das parallel-hollistisch verarbeitet und dessen Aktivität in Form von Stimmungen im Hintergrund des Bewusstseins wahrnehmbar ist , dem „Ich“ (Planer), das Informationen im Vordergrund des Bewusstseins sequentiell-analytisch verarbeitet und dem „Controller“, der durch negativen Affekt signalisiert, dass etwas nicht stimmt. Die Aktivität des „Selbst“ bzw. der „Selbstzugang“ im Bewusstsein ist eine zwingende Voraussetzung dafür, dass authentische Ziele und Problemlösungen gefunden werden können.

Der „richtige“ Einsatz unserer Verarbeitungssysteme im Gehirn hängt maßgeblich von der Fähigkeit ab, das Herauf- und Herabregulieren von positiven und negativen Affekten selbst steuern zu können, es also aktiv zu beeinflussen. Diese Fähigkeit kann man auch als Emotionsmanagement bezeichnen.

Die Theorie der dynamischen Kompetenzen

Die von Kurt W. Fischer (Harvard University) in 1980 entwickelte Theorie dynamischer Kompetenzen (“Dynamic Skill Theory”) beleuchtet im Wesentlichen die parallele Entwicklung einzelner zunächst fragmentierter Funktionen und Kompetenzen im dynamischen Wechselspiel mit ihrer Umgebung und betrachtet persönliche Entwicklung über verschiedene Differenzierungsgrade und Integrationsniveaus.

Die 13 Ebenen und 4 Entwicklungsstufen in Fischers Theorie dynamischer Kompetenzen


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(adaptiert von Fischer, K., & Yan, Z. (2002). The development of dynamic skill theory. Conceptions of development: Lessons from the laboratory, 279-312.)


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Wie nutzen wir dieses Wissen für COLOUREM®?

Das Verständnis über die neurofunktionale Dynamik von Lernen und Hirnentwicklung bildet das Fundament von COLOUREM®. Authentische Selbstentwicklung kann nur in einem dynamischen Prozess unter Einschluss des Wissens um Kompetenzentwicklung stattfinden. Aus der Neuropsychologie ist bekannt, dass unser Gehirn Strukturen nur dann neu bildet oder umformt, wenn wir zum einen emotional berührt sind und / oder etwas wiederholt aktiv anwenden. Neue Fähigkeiten erlernen wir somit in der Auseinandersetzung mit sozialem Kontext und unserer Umwelt. Damit sind einzelne Fähigkeiten und Wissen keine isolierten Bausteine, sondern funktionieren miteinander in einer komplexen Struktur und in gegenseitigem Austausch. Jede Fähigkeit benötigt somit die Existenz von anderen Fähigkeiten um im dynamischen Wechselspiel zu wachsen.

Im Rahmen von COLOUREM® nutzen wir das Wissen um langfristige Lern- und Entwicklungsprozesse, die das komplexe Zusammenspiel aller Systeme erfordern, um nachhaltige Ergebnisse und damit eine stabile Integration zu erzielen. Mit COLOUREM® werden vorhandene Potenziale erschlossen, erweitert und gefestigt mit dem Ziel, die Persönlichkeit zu Wachstum und Reife zu führen.

Die 8-Stufen Persönlichkeitstheorie von Erik Erikson

Wenngleich Erik Erikson (Berkeley und Harvard University) zu den sogenannten Freud’schen Ich-Psychologen zählt und in seiner 8-Stufen-Theorie wie auch Freud unterschiedliche Stufen der Entwicklung berücksichtigt, geht er in seiner theoretischen Betrachtung über die Adoleszenz hin bis ins höhere Erwachsenenalter hinaus. Erikson legt seinen Schwerpunkt weniger stark rein auf instinktive Triebe oder das Unbewusste, sondern berücksichtigt zusätzlich eine psychosoziale und psychohistorische Komponente. Zudem geht er in seiner Entwicklungsbetrachtung eher von sogenannten epigenetischen Stufen aus, also von einer Stufenfolge, in der die Bewältigung einer Entwicklungsaufgabe und das Lernen auf einer Stufe als Fundament für die nächste Stufe fungieren. Seine Theorie postuliert, dass jede Entwicklungsaufgabe in sich mit Konflikten und Krisen verbunden sein kann und unter Umständen keine vollständige Bewältigung auf einer Stufe erfolgt, sondern vielmehr eine möglichst umfängliche Bewältigung der Entwicklungsaufgabe auf einer Stufe den Eintritt in die nächste Stufe erleichtert.

Mehr erfahren über die Die 8-Stufen Persönlichkeitstheorie von Erik Erikson

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(adaptiert von Erikson, E. H. (1994). Identity and the life cycle. WW Norton & Company.)

Wie nutzen wir dieses Wissen für COLOUREM®?

Eine der wesentlichen Charakteristiken unseres Selbstsystems ist die Dynamik seiner stetigen Form- und Entwicklungsfähigkeit (Neuro-Plastizität). Im Laufe des COLOUREM® Prozesses betrachten wir die Entwicklungsgeschichte der Person und deren „Selbst“. Selbstkonstrukte und Selbstrepräsentationen entstehen in einem dynamischen Wechselspiel zwischen eigener genetischer Anlage und dem jeweiligen Umfeld. Konflikte und Krisen, die im Rahmen von COLOUREM® erfasst werden, können Hinweise auf Entwicklungsstufen geben, die gegebenenfalls nicht vollständig bewältigt wurden.

Psycho-Kinesiologie

Die Psycho-Kinesiologie geht davon aus, dass unser biographisches Erleben im Unterbewussten gespeichert ist. Werden traumatische Erlebnisse nicht verarbeitet, sondern verdrängt oder abgespalten („emotional splitting“), können diese nicht an die Oberfläche zur bewussten Verarbeitung gelangen. Häufig entstehen dadurch körperliche Symptome oder psychische Verhaltensauffälligkeiten. So steuern die Muster aus der Vergangenheit unsere Gegenwart.
Mit Hilfe der Psycho-Kinesiologie können unbewusste Programme, erlernte Verhaltensmuster und tiefsitzende unphysiologische Beliefsysteme erkannt und bearbeitet werden.

Im Coaching wird dazu der kinesiologische Muskeltest (Myostatiktest) als Kommunikationsinstrument verwendet, um unterbewusste Stressoren aufzufinden, welche die mentale⁄emotionale Balance stören oder irritieren. Der kinesiologische Muskeltest ist eine Prüfung der normalen Funktion der neuromuskulären Rückkoppelung bzw. der Adaptionsfähigkeit des neuromuskulären Systems. Das Gehirn ist über Nervenbahnen mit den Muskeln des Körpers verbunden, sodass diese in winzigsten Sekundenbruchteilen auf Impulse des Gehirns reagiert können, selbst, wenn diese gar nicht bewusst wahrgenommen werden. Jede Art von negativem Stress, ob psychisch oder physisch, löst in unserem Gehirn bestimmte elektrische Impulse aus, die wiederum dafür sorgen, dass ein biochemisches Ungleichgewicht entsteht. Die Veränderung des Muskeltonus (Spannung) gibt an, ob bestimmte Gedanken, Gefühle oder Wahrnehmungen positiv oder negativ auf den Körper wirken. Aus der Neurophysiologie ist bekannt, dass gesprochene Wörter unbewusst aufgenommen werden und unmittelbar Querverbindungen im Gehirn zum entsprechenden Gefühlsinhalt aktiviert werden. So können mit Hilfe kinesiologischer Testmethoden limbische Konfliktinhalte aufgedeckt werden, die dem Bewusstsein bisher versperrt waren.

Nach der Erfassung des Stressinhaltes gilt es diesen aufzulösen, zu entkoppeln und die Verarbeitung und Integration anzuregen. Dabei können verschiedene wissenschaftlich erprobte Methoden angewendet werden, die eine bilaterale Hirnstimulation und damit die Verknüpfung und Vernetzung unserer beiden Gehirnhälften fördern.

Wie nutzen wir dieses Wissen für COLOUREM®?

Die Methoden der Psycho-Kinesiologie dienen als Ergänzung und Förderung des COLOUREM® Prozesses. Sie ermöglichen zum einen, das vorherrschende begrenzende, zumeist unbewusste Gefühl und dessen Ursprung durch den kinesiologischen Muskeltest zu erfassen. Zum anderen unterstützen kinesiologische Methoden dabei, innere Begrenzungen zu überwinden, neue neuronale Verknüpfungen zu bilden und somit nachhaltiges Selbstwachstum zu fördern.